Fischamend ist aufgrund seiner geografischen Lage seit den 1950er Jahren ein direkter Nachbar des Flughafens und seit den 1980er Jahren schlängelt sich die A4 Ostautobahn knapp an der Stadt vorbei. Keine optimale Ausgangssituation für Kleinstadtflair.
Trotzdem hat es unsere Heimatstadt bis über die Jahrtausendwende geschafft, eine lebenswerte Gemeinde zu bleiben. Die herrlichen Donauauen in unmittelbarer Nähe, viele unverbaute Flächen im Stadtkern, Gastronomie und kleine Geschäfte. Rund um Fischamend gab es Natur, Wanderwege und beginnende Radwege.
Die geografische Lage hat sich natürlich in den letzten Jahren nicht geändert. Was sich seit der Alleinregierung rund um unseren Bürgermeister allerdings verändert hat, sieht man, wenn man nach Fischamend hineinfährt, egal, aus welcher Richtung man kommt! Unsere ehemalige idyllische Stadt wurde regelrecht zubetoniert mit Logistikhallen, eine größer als die andere. Mittlerweile schafft man es nicht mehr, ein Foto von der ganzen Stadt zu machen, ohne dass ein riesiger Betonklotz im Weg steht. Ein Spaziergang durch das Ortszentrum führt an leeren Geschäftsräumlichkeiten vorbei. Die „Vier Wirten“ (Kreuzung Enzersdorferstraße / Hainburger Straße) kennt man wohl nur mehr aus Erzählungen.
Es wurde gebaut, gebaut und gebaut! Ohne Rücksicht auf die Natur, ohne Rücksicht auf zukünftige Generationen. Natürlich mit Wort und Bild von den Spatenstichen im Fischamender Stadtboten – Berichte gespickt mit Lobhudeleien auf diverse Unternehmen, was sie denn nicht alles für Fischamend bringen: hunderte neue Arbeitsplätze, Ortsbelebung etc. Alles verziert mit Bildern unseres Bürgermeisters mit Spaten in der Hand und dem Slogan: „Fischamend wächst“.
Was am Ende bleibt, sind LKWs, die trotz Durchfahrtverbotes durch Fischamend brausen, und PKWs, die vor dem Flug in den Urlaub zu Parkplätzen in Fischamend fahren. Der Verkehr findet natürlich auf den Straßen durch und in Fischamend statt. Auf den propagierten Ausbau des Schienennetzes werden vermutlich auch noch unsere Kindeskinder warten müssen.
Was ist also zu tun, um wieder mehr Kleinstadtflair zu schaffen?
Die Verbauung und die damit einhergehende Bodenversiegelung müssen gestoppt werden. Das LKW-Durchfahrtverbot sollte engmaschig kontrolliert werden. Wie von uns bereits zum wiederholten Mal gefordert, ist es nötig, das Radwegenetz auszubauen und vor allem zu verbinden.
Die vielen leeren Geschäftsräumlichkeiten im Ortszentrum warten darauf, einer neuen Bestimmung zugeführt zu werden. Die Gemeindeführung sollte sich dafür einsetzen, dass bei einem Spaziergang im Ortskern nicht nur leere Schaufenster zu bestaunen sind. Neben gemeinschaftlichen Projekten muss auch auf Privatinitiativen gesetzt werden. Beides fördert die nachbarschaftlichen Beziehungen und das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das zeichnet ja gerade das Leben in einer Kleinstadt im Unterschied zur Anonymität in der Großstadt aus.
Wir stehen vor vielfältigen Herausforderungen und möchten aktiv daran mitwirken, mehr Kleinstadtflair zu fördern und unsere Stadt mitzugestalten. Appetit auf Kleinstadtflair bekommen? Wir setzen uns dafür ein, dass Fischamend ein lebenswertes Zuhause bleibt.